Arkadien ist der thematische Zusammenhang der sechsten Ausstellung in der Landschaftsreihe des Kunstverein Neukölln.
Dabei stellt sich die Frage, welche künstlerische Annäherung heute, im 21. Jahrhundert, an das Sujet Landschaft möglich ist. Arkadien war vor allem im Barock ein Naturidyll mit als Schäfer verkleideten Adligen, Ort der Sehnsucht, Traum einer besseren Welt und daher ein beliebter Inhalt von Romanen und häufiges Thema in der bildenden Kunst.
In unserer Gegenwart scheint eine ungebrochene Weiterführung dieser bukolischen Phantasien im Sinne eines Goldenen Zeitalters nicht mehr möglich. Der ideale Ort, der Garten Eden ist heute woanders zu suchen. Unsere Ausstellung fasst Arkadien als persönliche künstlerische Agenda auf, die Künstler*innen antreibt. Der Sehnsuchtsort verwirklicht sich im künstlerischen Schaffensprozess: Für die einen kann diese in einer ironisch-distanzierten Haltung zum scheinbar verbrauchten Landschaftsmotiv liegen, für die anderen ist es möglicherweise die Auseinandersetzung mit Seelenlandschaften oder mit geschichtlich schwer belasteten Landschaften. In diesem Sinne kann Arkadien heute auch ganz schwarz eingefärbt sein: Dark Arcadia.
Zum künstlerischen Arkadien können in unserer Ausstellung verschiedene Arbeitstechniken hinleiten, die zum Teil neu erfunden und weiterentwickelt werden. Jede dieser Herangehensweisen wird speziell für eine ganz bestimmte Bildfindung eingesetzt. Die Eigenarten des Materials, die Wahl des Papiers oder die spezielle Farbe spielen mit im Entstehungsprozess, werden teils zum Thema erhoben oder sind mit diesem ganz verflochten. Die puren Mittel zur Verwirklichung, die Recherche nach speziellen Werkzeugen oder sogar die Erfindung eben solcher sind Teil der Suche nach einem Ideal.
- Catalina Pabón, thought off 9, 2008, pastel on paper, 29,5 x 42 cm
- Michael Wutz, Radierung, ca. 120 x 200 cm
- Ines Spanier, 35, Rue de l’hotel de ville, 2023, Bleistift und Bunstift auf Papier, 47 x 38 cm
- Marian Wijnvoord, Light, 2021, Öl auf Leinwand, 30x25cm
- Peter Ruehle, colorland meadow, 2024, oil ink gesso on jute, 50×40 cm
- Peter Ruehle, terrain gefilde, 2024, oil ink gesso on jute, 50×40 cm
- Peter Ruehle, colorland ocean, 2024, Öl Tusche Gesso auf Leinwand, 50x40cm
- Catalina Pabón, thought off 7, 2008, Pastell auf Papier, 29,5×42 cm
- Catalina Pabón, thought off 4, 2008, pastel on paper, 29,5×42 cm
- Nadja Schöllhammer, Arcadian Dust, 2023; Papier, Magazinfragmente, Cut-Outs, Staub, Acrylfarbe, Leim, Holz, Polystyrol; 28(H)x36 x29 cm
- Nadja Schöllhammer, Arcadian Dust, 2023; Papier, Magazinfragmente, Cut-Outs, Staub, Acrylfarbe, Leim, Holz, Polystyrol; 28(H)x36 x29 cm
- Sven Drühl, Matterhorn eroded, 2020, Bronze m Sockel, 40x40x13 cm
- Sven Drühl, Matterhorn eroded, 2020, Bronze m Sockel, 40x40x13 cm
- Sven Drühl, SDCGT II Black 2020, Lack auf Leinwand, 100×80 cm
- Fritz Bornstück, Privat Property, 2025, Öl auf Leinwand, 140x120cm
- Martina Altschäfer, Transhumanz, 2023, Farbstift und Pastell auf Papier, 130x160cm
Arkadische Themen spiegeln sich auch in vielfältigen Oberflächenreizen, die aus den unterschiedlichen Arbeitsvorgängen resultieren: Seien es glatter Industrielack, samtige Druckerschwärze oder aquarellartig hingehauchte Ölfarbe.
Im Kunstverein Neukölln liegt Arkadien im Raum zwischen dem Mikroskopischen und der weiten Berglandschaft. Im Spiel von Entfernung und Annäherung zeigt sich die Seh(n)sucht nach Aufhebung der Widersprüche und nach der Verwirklichung des eigenen Ideals. Dabei bleibt Arkadien – wie stets – ein unerreichbarer Ort.
Martina Altschäfer · Fritz Bornstück · Sven Drühl · Catalina Pabón · Peter Ruehle · Nadja Schöllhammer · Ines Spanier · Marian Wijnvoord · Michael Wutz