Halbschatten

Ana Cantoni · Paula Carralero Bierzynska · Jana Debrodt · Sid Gastl · Sebastian Gumpinger · Anne Lentz · Werner Liebmann · Efraín Mojica · Maja Rokwetter · Max Sudhues

21. September 2019 bis 3. November 2019
Vernissage: Freitag, 20. September 2019, 19.30 Uhr
Finissage: Sonntag, 3. November 2019, 19.30 Uhr

Halbschatten 01 – Kunstverein Neukölln

Halbschatten 02 – Neukölln Arcaden

Postkarte "Halbschatten 01"

Postkarte "Halbschatten 01"

Postkarte "Halbschatten 02"

Postkarte „Halbschatten 02“


Standbein – Spielbein
Eine Ausstellungsreihe im Kunstverein Neukölln

In drei Ausstellungen der Reihe „Standbein – Spielbein“ vom 2. August bis 22. Dezember wird der Kunstverein Neukölln seine Ausstellungsräume um drei verschiedene externe Orte erweitern. Das Standbein Kunstverein umfasst den Kern der Ausstellung, das Spielbein bildet eine temporäre Erweiterung des Konzeptes. Wir beginnen im Sommer mit „Schimmern“ im FUNCK[ ]RAUM, kommen über „Halbschatten“ in die Neukölln-Arkaden und schließen im November mit dem „Totentanz“ auf dem St. Thomas Friedhof. Die Ausstellungen werden durch Führungen an den Hauptausstellungsort angebunden, so dass die einzelnen Werke im Kontext vorgestellt werden.

In der Regel wird das Spielbein an drei Wochenenden (Freitag bis Sonntag, à 4 h) geöffnet.
Im Standbein sind die regulären Öffnungszeiten (Mittwoch bis Sonntag 14.00 – 20.00 Uhr)

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Halbschatten

Halb im Verborgen, verdeckt, nicht ganz greifbar, schemenhaft, diffus und verstohlen – der Halbschatten. Mit Abnahme des Lichts treten rätselhafte Gestaltungen und Schattierungen hervor, die ihre Umgebung in ein nebulöses Etwas tauchen. Vage Vorstellungen brechen sich vor des Betrachtenden Auge Bahn, verschwommene Wahrnehmungen, die sich zu wundersamen Gebilden und Strukturen herausbilden. Sie regen uns an, lassen die Phantasie des Ungewissen ins Spiel kommen. Dabei sind es teils nur leichte Nuancen, ein Hauch – schon entsteht das irritierende Gefühl, das Konkrete nicht mehr greifen zu können. Es sind nur Ahnungen vom Sichtbaren. Im Halbschatten finden sich die Zwischentöne des feinen Übergangs vom Licht ins Dunkel, entsteht eine eigene kleine Welt, der sich die Doppelausstellung mit verschiedenen künstlerischen Positionen annehmen wird.

Halbschatten 01 – Kunstverein Neukölln

Ana Cantoni · Jana Debrodt · Sid Gastl

21. September bis 3. November 2019

Vernissage: Freitag, 20. September 2019, 19.30 Uhr
Führungen: Sonntag, 29. September, 6. und 13. Oktober 2019, 16.00 Uhr
Sonntag, 3. November 2019, 19.30 Uhr
Finissage und Künstler*innengespräch

In Ana Cantonis ihrem Graphit-Zyklus breitet sich ein phantastischer Kosmos von Strukturen, abstrusen Formen und irritierenden Momenten auf, der Gleichgewicht und Unordnung heraufbeschwört. Schimmernde Farben neben dunklem Graphit geben einen Einblick in die Gedankenwelt der Künstlerin, in der eine andere Logik herrscht.


 

Jana Debrodt präsentiert ein sich selbst erzeugendes «Gespräch» bestehend aus Bewegung, Klang, Licht und Schatten. Sieben Klangeinheiten sind in Form eines kleinen Orchesters arrangiert und treten miteinander durch Bewegung in Konversation. Debrodts Interesse liegt dabei im Experimentieren mit der Wahrnehmung durch das Ohr und an Methoden der Übersetzung und Übertragung von Klang; nicht offensichtlich sollen die Betrachtenden, das im Halbschatten schemenhaft stattfindende Gespräch ansehen, sondern vielmehr erhören und sich von den vagen Vorstellungen der wundersamen Schatten-Gebilde im Raum in dieser surrealen Situation treiben lassen.


 

Sid Gastl erschafft imaginäre Landschaften, in denen sich einsame, lautlose Idealzustände lesen lassen. Der düster anmutende, mystische Inbegriff im Abbild des Waldes, umspielt von leichten Lichtsprenkeln, die ihre kleinen Schattierungen auf Rinde und Geäst werfen, weckt Ahnungen vom Wald als dem scheinbaren Ur-Ort von Natur. Daneben reiht sich, fast unbemerkt aber doch bei näherer Betrachtung vage vorstellbar, das Unterholz; ein geheimnisvolles Dickicht voll feiner Nuancen, unwägbar, auch beängstigend. Als Zustand der Überprüfung bezeichnet der Künstler die Bilder dieser Serie, es sind Räume der Selbstfindung und Innerlichkeit.


Halbschatten 02 – Neukölln Arcaden

Ana Cantoni · Paula Carralero Bierzynska · Sid Gastl · Sebastian Gumpinger · Anne Lentz · Werner Liebmann · Efraín Mojica · Maja Rokwetter · Max Sudhues

28. September bis 13. Oktober 2019

Vernissage: Freitag, 27. September 2019, 19.30 Uhr
Führungen: Sonntag, 29. September, 6. und 13. Oktober 2019, 17.00 Uhr
Sonntag, 13. Oktober 2019, 19.30 Uhr
Finissage mit Performance von Sebastian Omatsch

Neukölln Arcaden, Karl-Marx-Str. 66, 12043 Berlin

 

Ana Cantoni erobert sich den Raum mit ihrer ortsgebundenen Installation. Fragile Komponenten werden in ihrer Arbeit zu abstrakten Konstruktionen arrangiert, die urbane und natürliche Assoziationen hervorrufen. Ihre Installationen enthalten komplexe und expansive Elemente, die einen Anspruch auf den physischen Raum erheben.


 

 

Paula Carralero Bierzynska, Anne Lentz und Werner Liebmann: Ein Zusammentreffen von drei Maler*innen und zwei Farben, die in einer gemeinsamen Arbeit auf das Zusammenspiel von Licht und Schatten, hell und dunkel, eingehen. In einer Melange aus Miteinander und Auseinanderdriften reagieren die Künstler*innen raumbezogen aufeinander, beeinflussen sich. Das eigenständige Werk ist in dieser Prozessarbeit nicht mehr auszumachen. Ein turbulentes Konglomerat der verschiedenen Ausdrücke durchmengt sich in einem unvorhersehbaren Verlauf an den Fensterfronten. Durch die im Raum entstehenden Schatten sind die wirren Farbspiele in einer ständigen Bewegung, wodurch sich die Raumsituation fortlaufend verändert. Der Blick hoch von der Straße verlockt und verspricht mehr zu entdecken. Hereinspaziert!


 

Sid Gastls Bilder muten wie erdachte ortlose Orte mit gigantischen, riesigen Himmeln an, die in spektakulären Farben übergangslos in den Boden überzugehen scheinen. Surreal ist die Bildmitte mit einem bequemen Sitzmöbel ausgestattet, inmitten der menschenleeren, unwirtlichen Umgebung. Das Angebot an die Betrachtenden: Nehmen Sie Platz. Auch hier: keine Geschichte, dafür die Aufforderung sich in diesen imaginären Raum zu begeben, die Gedanken schweifen zu lassen, abzurücken aus dem Jetzt an einen zeitlosen Traum-Ort.


 

Sebastian Gumpingers «steel paintings» sind abstrakte Kompositionen, in denen die Linie zu einer Art Gravur wird. Aus der Ölmalerei kommend, hat sich Gumpinger aus dem klassischen Arbeitsfeld herausemanzipiert und führt seine «Malerei» mittlerweile ausschließlich auf Stahl- und Kupferblechen fort, die ihm die Leinwand als Medium ersetzt haben. Nicht der Inhalt oder das Malen selbst zählen, sondern zuallererst die Auseinandersetzung und Beziehung zum Material, aus dem er mit dem Winkelschleifer ungegenständliche Gebilde formt. Was sich den Besucher*innen darbietet, sind schimmernde, flimmernde Bilder, deren neuartige Effekte sich – je nach Standpunkt – bis hin zu einer dreidimensionalen Ebene entwickeln. Es sind die leichten Untertöne des verstohlenen Scheins, die das Auge reizen.


 

Efrain Mojicas Skulptur könnte eine Reminiszenz an das böse Auge sein. Wild zuckende und umherschießende Blitze tosen um eine Glasskulptur und verlieren sich im transluzenten Gegenüber. Mojica reizt die Betrachtenden mit seinen gleißenden Farbspielen. Es flimmert und zittert rund ums gläserne Auge. Vage Vorstellungen von einem unheilvollen, dunklen Ort ziehen auf. Dabei will der aus Mexiko stammende Künstler gar nicht in Angst und Schrecken versetzen. Sein Interesse beruht vielmehr im Verhältnis zwischen der inneren Schwingung der Materie und ihrer Verbindung zu den Beobachtenden und der Umgebung, die er mittels Projektion herstellt. Das Ergebnis sind Lichtmelodien, die das unsichtbare Spektrum des Raumes zwischen uns verkörpern.


 

Maja Rohwetters Arbeiten beziehen sich auf Seherfahrungen aus der virtuellen und der realen Welt und stellen «innere Landschaften» aus beiden Welten dar. Das Gefühl der Desorientierung zelebriert den freiwilligen Kontrollverlust. Scheinbar ungegenständliche und ungreifbare Bildelemente treten als unscharfe Farbklumpen, streifige Schlieren oder antiseptisch cleane Oberflächen im Vordergrund hervor und bilden ein verdichtetes Konglomerat von Malerei auf einem räumlich wirkenden Untergrund. Abbildungen von diffusen Realitäten außerhalb der Tatsächlichkeit schaffen rätselhafte Illusionen, die den Betrachtenden vor Fragen stellen, statt Geschichten zu erzählen: Es ist die Bewusstwerdung, dass Jede*r für die Schaffung der eigenen Realität selbst zuständig ist.


 

Max Sudhues untersucht in seiner Installation den Zwischenraum in der Mitte von Analog und Digital, Schatten und Licht, die Konturen altbekannter Dinge vor unbekanntem Hintergrund, transformiert Alltagsmaterial. Radikal raumbezogen interveniert er in eine «Unsituation», einen Ort von allerlei Hinterlassenem, der eigentlich versteckt und unsichtbar vor Blicken verborgen, zu seinem künstlerischen Zentrum wird und transformiert diesen mittels Lichtprojektionen in eine Halbwelt voll allegorischer, bewegter, aufflackernder Bildwelten im Spannungsfeld zwischen Emotion, Technik, Gesellschaft und Natur. Deren Ursprung ist sichtbar, aber nicht mehr völlig klar; es sind verwundernde, verstörende Ahnungen, die der Umgebung einen geheimnisvollen, nebulösen Schein verleihen, eine Bühne aus Licht und Schatten, auf der sich alles diffus diffundiert und so eine kleine, neue, andere Erzählung entstehen lassen.


Die Doppelausstelllung wird kuratiert von Rebekka Hofmann

Mit freundlicher Unterstützung

Kulturamt Neukölln